Abfindung bei Kündigung
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Abfindung bei Kündigung: Vor- und Nachteile für Arbeitgeber

Die Kündigung eines Mitarbeiters ist für Unternehmen nicht nur eine komplexe, sondern häufig auch oft heikle Angelegenheit.

Abfindung bei Kündigung
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Neben hohen arbeitsrechtlichen Anforderungen spielen auch wirtschaftliche und strategische Überlegungen eine wichtige Rolle.

Die Zahlung einer Abfindung bei Kündigung kann daher ein interessantes Instrument sein, um arbeitsrechtliche Streitigkeiten mit schwer zu kalkulierenden Rechtsfolgen zu vermeiden.

Anhand von Praxisbeispielen gebe ich Ihnen einen Einblick in die strategische Verwendung einer Abfindungszahlung bei Kündigung.

Das erwartet Sie:

  1. Der gesetzliche Anspruch auf Zahlung einer Abfindung bei Kündigung
  2. Abfindungszahlungen in der Praxis
  3. Die Vorteile von Abfindungszahlungen
  4. 5 Schritte: So sollten Arbeitgeber agieren
  5. So kann ich als Anwalt für Arbeitsrecht unterstützen
  6. Fazit
  7. FAQ

1. Der gesetzliche Anspruch auf Zahlung einer Abfindung bei Kündigung

Viele Arbeitnehmer glauben fälschlicherweise, dass ihnen bei Kündigung durch den Arbeitgeber oder Verlust des Arbeitsplatzes aus wirtschaftlichen Gründen eine Abfindung zusteht.

Ich kann klar entgegnen: Ein genereller Grundsatz und Anspruch auf die Zahlung einer Abfindung bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses besteht nicht.

Die Abfindungszahlung ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers als Entschädigung bei Verlust des Arbeitsplatzes.    

Die Zahlung einer Abfindung kann aber ein wirksames Mittel sein, um arbeitsrechtliche Streitigkeiten zu vermeiden oder schneller zu beenden. Deshalb werden in der Praxis immer wieder Abfindungen an ausscheidende Arbeitnehmer gezahlt.

2. Abfindungszahlungen in der Praxis

Abfindungszahlungen sind generell freiwillig und doch in folgenden Praxisfällen üblich:

Aufhebungsverträge

Aufhebungsverträge sind gängiges Mittel, sich einfach, folgenlos und einvernehmlich von Mitarbeitenden zu trennen. Gerade dann, wenn bedingt durch die engen Voraussetzungen des Kündigungsschutzgesetzes eine ordentliche Kündigung ohne Risiko einer Kündigungsschutzklage aussichtslos ist, versuchen Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis mittels Aufhebungsvertrag zu beenden.

Wichtig: Arbeitnehmer sind nicht zur Unterzeichnung eines Aufhebungsvertrages verpflichtet, ziehen diesen jedoch häufig bei entsprechend hoher Entschädigung für den Verlust des Arbeitsplatzes in Erwägung.

Ist die Zusammenarbeit gestört, müssen beide Seiten überlegen, ob die Fortführung eines Arbeitsverhältnisses sinnvoll ist. Als Arbeitgeber haben Sie durch entsprechend hohe Abfindungszahlungen gute Möglichkeiten, sich von unliebsamen Arbeitnehmern – auch ohne konkrete Kündigungsgründe - zu trennen.

Die Höhe der Abfindungszahlung wird individuell ausgehandelt. Als Faustformel können Sie von ca. 0,5 Bruttomonatsgehälter pro Beschäftigungsjahr ausgehen. Jede höhere Summe macht Ihr Abfindungsangebot für den Arbeitnehmer attraktiver.

Kündigungsschutzprozess

Sofern Arbeitnehmer unwirksam gekündigt worden sind, besteht die Möglichkeit, beim zuständigen Arbeitsgericht Kündigungsschutzklage einzureichen.

Wird im Ergebnis des Kündigungsschutzprozesses festgestellt, dass eine weitere Zusammenarbeit für beide Parteien bspw. aufgrund eines gestörten Vertrauensverhältnisses nicht zumutbar ist, besteht die Möglichkeit, das Arbeitsverhältnis gegen Zahlung einer Abfindung zu beenden.

Beispielfall aus der Praxis: Ein mittelständisches Unternehmen plant die Kündigung eines langjährigen Mitarbeiters wegen „mangelnder Teamfähigkeit“. Klare Beweise oder Abmahnungen liegen jedoch nicht vor – eine Kündigungsschutzklage wäre sehr wahrscheinlich erfolgreich.

Um ein gerichtliches Verfahren und Imageschäden zu vermeiden, bietet der Arbeitgeber stattdessen einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung an.

Die Höhe ist jedoch stark vom individuellen Fall abhängig. Das Gericht kann die Abfindung nach Billigkeit festlegen und berücksichtigt dabei u.a.  Dauer der Beschäftigung sowie Chancen am Arbeitsmarkt. Lassen Sie sich von uns hinsichtlich Ihres Prozessrisikos beraten.

Grundsätzlich kann das Gericht höchstens 12 Bruttomonatsgehälter zusprechen.

Die Summen steigen mit Betriebszugehörigkeit und Alter:

  • Bis zu 15 Monatsgehälter, wenn der Arbeitnehmer mindestens 50 Jahre alt ist und mindestens 15 Jahre in Betrieb ist.
  • Bis zu 18 Monatsgehälter, wenn der Arbeitnehmer mindestens 55 Jahre alt ist und mindestens 20 Jahre Betriebszugehörigkeit vorliegen.

Betriebsbedingte Kündigung

Muss der Arbeitgeber betriebsbedingte Kündigungen gegenüber Arbeitnehmern aussprechen, kann gegen Verzicht auf eine Kündigungsschutzklage eine Abfindungszahlung angeboten werden. Voraussetzung ist jedoch, dass der Arbeitnehmer die dreiwöchige Klagefrist gegen die Kündigung aufgrund betrieblicher Erfordernisse ungenutzt verstreichen lässt.

Das Beispiel aus der Praxis: Ein Maschinenbauunternehmen muss 15 Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen. Durch die Abfindung bei Kündigung von 0,5 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr wird ein sozialverträglicher Prozess sichergestellt, Kündigungsschutzklagen werden vermieden.

Der Anspruch auf Zahlung der Abfindung entsteht erst mit Ablauf der Kündigungsfrist.

Richtwert für die Abfindungshöhe ist ein halbes Bruttomonatsgehalt je Beschäftigungsjahr.

Anwalt Kündigungsschutzklage

Mehr zum Thema Kündigungsschutzklage lesen Sie in diesem Beitrag.

Abfindungszahlungen bei Sozialplan und Nachteilsausgleich

In größeren Unternehmen können Sozialpläne verpflichtende Abfindungen bei Massenentlassungen festlegen. Auch Tarifverträge enthalten oft verbindliche Abfindungsregelungen. Hier ist die Zahlung einer Abfindung vertraglich vorgeschrieben.

Bei betriebsbedingten Kündigungen muss der Arbeitgeber eine Sozialauswahl treffen. Mitarbeiter mit besonderen sozialen Umständen können bevorzugt eine Abfindung erhalten.

Der Praxisfall: Ein internationaler Konzern schließt einen Standort mit 50 Mitarbeitern. Der Sozialplan sieht Abfindungen von 0,75 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr vor, zusätzliche Leistungen für ältere Arbeitnehmer.

Wie hoch die Abfindung ausfällt, richtet sich nach dem Inhalt des Sozialplanes. Oftmals finden sich dazu komplexe Formeln im Sozialplan, die Faktoren wie Betriebszugehörigkeit, Familienstand, Alter oder Ähnliches berücksichtigen. 

Marcel Wack - Anwalt für Arbeitsrecht aus Kirchhain
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Wenden Sie sich bei Fragen zum Thema Abfindung bei Kündigung jederzeit gerne an mich. In einem persönlichen Gespräch begutachten wir gemeinsam Ihren individuellen Fall.

3. Die Vorteile von Abfindungszahlungen

Abfindungszahlungen kosten Unternehmen zusätzliche finanzielle Mittel, welche budgetiert werden müssen. Dennoch – die Zahlung von Abfindungen bei Kündigung hat mehrere strategische Vorteile:

  • Vermeidung von Kündigungsschutzklagen: Die Zahlung von Abfindungen bei Kündigung kann Arbeitgeber vor kostspieligen Kündigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht.
  • Schutz des Unternehmensimages: Fair behandelte Mitarbeiter bleiben positive Botschafter, während ungerecht behandelte Mitarbeiter das Image schädigen können. Und ja, die Zahlung einer entsprechend hohen Abfindung kann genau dazu beitragen.
  • Planbare Kosten: Abfindungen lassen sich im Gegensatz zu unklaren Kündigungsschutzprozessen budgetieren und vorausschauend in der Finanzplanung berücksichtigen.
  • Minimierung von Spannungen im Team: Eine transparente Abfindungspolitik im Falle betriebsbedingter Einsparungen signalisiert Fairness und reduziert Konflikte unter verbleibenden Mitarbeitern.

4. 5 Schritte: So sollten Arbeitgeber agieren

Als Anwalt für Arbeitsrecht empfehle ich Ihnen folgendes Vorgehen:

  • Schritt 1: Prüfen Sie nicht nur grundsätzlich, sondern auch frühzeitig, ob eine Abfindung bei Kündigung ein sinnvoller Weg ist.
  • Schritt 2: Lassen Sie sich rechtlich beraten, insbesondere bei Kündigungsschutzverfahren
  • Schritt 3: Bedenken Sie bei der Höhe von Abfindungszahlungen ihre Vor- und Nachteile und berücksichtigen Sie individuelle Umstände wie Alter, Betriebszugehörigkeit und soziale Faktoren.
  • Schritt 4: Kommunizieren Sie klar und transparent mit Ihrem Mitarbeiter.
  • Schritt 5: Dokumentieren Sie Abfindungsvereinbarungen schriftlich, lassen Sie sich im Zweifelsfall von uns unterstützen.
Kündigung rechtssicher zustellen

Mehr zum Thema Kündigung rechtssicher zustellen lesen Sie in diesem Beitrag.

5. So kann ich als Anwalt für Arbeitsrecht unterstützen

Mein Ziel als Anwalt für Arbeitsrecht ist es nicht, Ihnen in jedem Fall zur Zahlung einer Abfindung zu raten! Sie kann sinnvoll, aber nicht in jedem Konfliktfall das richtige Mittel sein.

Ich prüfe Ihren individuellen Fall. Von welchem Mitarbeiter wollen Sie sich aus welchem Grund trennen? Ich bewerte die arbeitsrechtliche Maßnahme und das Risiko, welches für Sie entsteht. Auf dieser Grundlage können Sie in Kenntnis aller Vor- und Nachteile eine fundierte Entscheidung treffen.

Natürlich unterstütze ich Sie auch bei möglichen Konflikten und etwaigen Kündigungsschutzprozessen vor dem Arbeitsgericht. 

6. Fazit

  • Eine Abfindung bei Kündigung ist grundsätzlich freiwillig, kann aber ein wirksames Mittel zur Konfliktvermeidung sein
  • Sie bietet Arbeitgebern Rechtssicherheit und Planbarkeit, insbesondere bei unklarer Beweislage oder drohenden Kündigungsschutzklagen
  • Durch Abfindungszahlungen lassen sich gerichtliche Auseinandersetzungen, Reputationsrisiken und Unruhe im Betrieb vermeiden
  • Höhe und Anspruch der Abfindung hängen vom Einzelfall ab – etwa von Kündigungsgrund, Betriebszugehörigkeit und Sozialplanregelungen
  • Eine faire und transparente Kommunikation stärkt das Vertrauen und das Unternehmensimage
  • Rechtliche Beratung ist entscheidend, um Risiken zu minimieren und individuelle Lösungen zu finden
  • Abfindungen sollten strategisch eingesetzt werden – nicht als Automatismus, sondern als gezieltes Instrument zur interessengerechten Beendigung von Arbeitsverhältnissen

7. FAQ

Wann muss ein Arbeitgeber eine Abfindung zahlen?

Ein gesetzlicher Anspruch auf Abfindung besteht nur in wenigen Fällen – etwa bei betriebsbedingter Kündigung nach § 1a KSchG oder im Rahmen eines Sozialplans. In allen anderen Fällen ist die Abfindung eine freiwillige Leistung oder das Ergebnis einer Verhandlung.

Wann ist eine Abfindung für Arbeitgeber sinnvoll?

mmer dann, wenn eine rechtliche Unsicherheit besteht oder eine Kündigungsschutzklage droht. Abfindungen können rasche, einvernehmliche Trennungen ermöglichen.

Können Arbeitgeber eine Abfindung im Aufhebungsvertrag vereinbaren?

Ja. Der Aufhebungsvertrag ist das häufigste Instrument, um ein Arbeitsverhältnis einvernehmlich zu beenden. Die Abfindung dient dabei als Ausgleich für den Verlust des Arbeitsplatzes und als Anreiz für den Arbeitnehmer, den Vertrag zu unterzeichnen.

Welche Risiken bestehen für Arbeitgeber bei Abfindungszahlungen?

Hauptsächlich finanzielle. Wird die Abfindung ohne klare Strategie oder rechtliche Prüfung gezahlt, kann sie überhöht sein oder unbeabsichtigte arbeitsrechtliche Folgen haben. Eine anwaltliche Begleitung ist daher ratsam

Wie können Anwälte für Arbeitsrecht Arbeitgeber bei Abfindungen unterstützen?

Ein spezialisierter Anwalt für Arbeitsrecht prüft, ob und in welcher Höhe eine Abfindung sinnvoll ist, erstellt rechtssichere Aufhebungs- oder Vergleichsvereinbarungen und begleitet Sie bei Verhandlungen oder Kündigungsschutzprozessen. So minimieren Sie rechtliche und wirtschaftliche Risiken.

Bildquellennachweise: filmfoto | Canva.com

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Über den Autor

Rechtsanwalt Marcel Wack ist in Kirchhain tätig und spezialisiert auf Arbeitsrecht und Erbrecht. Er berät Arbeitnehmer, Arbeitgeber sowie Privatpersonen bei Kündigungen, Arbeitsverträgen, Pflichtteilsansprüchen und Erbauseinandersetzungen.

Mandanten aus Kirchhain und der Region vertrauen auf seine rechtssichere, verständliche und lösungsorientierte Beratung im Arbeitsrecht und Erbrecht – persönlich vor Ort oder online.

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